top of page

Selbstkorrektur und Verletzungsprävention im Online-Yoga


Yoga zu Hause zu praktizieren, sei es live über Online-Klassen oder mit aufgezeichneten Videos, bietet Flexibilität und Bequemlichkeit. Ohne die physische Anwesenheit eines Lehrers ist es jedoch wichtig, zu lernen, wie du dich selbst korrigieren kannst, um sicher und effektiv zu üben. In diesem Beitrag teile ich drei zentrale Techniken – Blick, Berührung und Atem –, um deinen Körper während der Asanas anzupassen und häufige Verletzungen zu vermeiden. Diese Tipps sind für alle geeignet, von Anfänger*innen bis zu erfahrenen Praktizierenden, um deine atemzentrierte Hatha-Yoga-Praxis zu bereichern.


Warum Selbstkorrektur im Online-Yoga wichtig ist

Wenn du Yoga online praktizierst, bist du oft auf dich allein gestellt, selbst in Live-Zoom-Klassen, wo ein Lehrer nur begrenzte Rückmeldungen über den Bildschirm geben kann. Ohne persönliche Anpassungen können wiederholte Fehlhaltungen in Posen mit der Zeit zu schädlichen Bewegungsmustern führen. Verletzungen im Yoga treten selten sofort auf (es sei denn, du überanstrengst dich und verletzt Muskeln oder Sehnen), aber kleine Fehlhaltungen können sich ansammeln und Unbehagen in Gelenken wie Knien, Hüften oder Handgelenken verursachen. Durch die Entwicklung von Selbstwahrnehmung kannst du diese Probleme verhindern und deine Praxis sicher und lohnend gestalten.


Drei Wege zur Selbstkorrektur in deiner Praxis

Um sicher und korrekt zu bleiben, hier drei praktische Möglichkeiten, deinen Körper während des Yoga anzupassen:


1. Den Blick nutzen

Deine Augen sind ein kraftvolles Werkzeug für die Selbstkorrektur. Indem du deinen Blick auf bestimmte Körperteile richtest, kannst du deine Position überprüfen und korrigieren:

  • Füsse: In stehenden Posen wie Tadasana (Berghaltung), Vorwärtsbeuge, Herabschauender Hund oder Krieger, schau auf deine Füsse, um sicherzustellen, dass sie gleichmässig positioniert sind. Achte darauf, ob sie nach innen oder aussen gedreht sind, da dies langfristig Knie und Hüften beeinflussen kann. Sei nicht zu streng mit dir – deine natürliche Fussstellung kann anatomisch korrekt sein –, aber Bewusstsein hilft dir, ungünstige Muster zu erkennen.

  • Hände: In Posen wie Herabschauender Hund oder Bakasana (Krähenhaltung), beobachte deine Hände auf der Matte. Sind sie zu nah oder zu weit auseinander? Verteilst du das Gewicht gleichmässig über die Finger, oder bevorzugst du die inneren oder äusseren Handkanten? Eine ausgewogene Handstellung schützt deine Handgelenke und verhindert Überlastung.

  • Knie: In Posen wie der Stuhlhaltung oder Ausfallschritten, überprüfe, ob deine Knie nach innen kippen. Lenke sie sanft nach aussen, um sie mit deinen Füssen in Einklang zu bringen und die Gelenkstabilität zu fördern.

  • Kopf und Nacken: Dein Blick beeinflusst auch die Kopfposition. Beispielsweise kann ein nach unten gerichteter Blick im Sitzen dazu führen, dass deine Brust einsinkt. Richte deinen Blick stattdessen zum Horizont, um deinen Kopf natürlich anzuheben, und ziehe das Kinn leicht zurück, um deine Wirbelsäule zu korrigieren.

Einfaches Beobachten deines Körpers fördert Bewusstsein und ermöglicht es dir, in Echtzeit Anpassungen vorzunehmen, ohne externe Anleitung.


2. Berührung nutzen

Berührung ist eine weitere effektive Methode zur Selbstkorrektur, die die sanften Anpassungen eines Lehrers in einem Studio nachahmt:

  • Becken: Lege deine Hände in Posen wie der Berghaltung auf deine Hüftknochen. Mit leichtem Druck führe dein Becken sanft nach vorne oder hinten, um eine neutrale Position zu finden. Vermeide kräftige Bewegungen – lass deinen Körper natürlich auf die Berührung reagieren.

  • Brust und Rippen: Wenn du im Sitzen dazu neigst, einzufallen, lege zwei Finger auf dein Brustbein und hebe es sanft an, um die Brust zu öffnen und die Schultern zu senken. Du kannst auch die unteren Rippen berühren, um sie näher zusammenzuführen und eine übermässige Krümmung im unteren Rücken zu vermeiden.

  • Kopf und Nacken: Berühre leicht dein Kinn oder den Hinterkopf, um ihn anzuheben, wodurch dein Nacken verlängert und deine Wirbelsäule korrigiert wird.

Das Berühren deines Körpers mag zunächst ungewohnt sein, ist aber eine wertvolle Möglichkeit, deine Anatomie zu verstehen und deine Position im Raum zu spüren. Mit der Zeit wird es ein natürlicher Teil deiner Praxis.


3. Den Atem nutzen

Der Atem ist das Herzstück der Selbstkorrektur, besonders im atemzentrierten Hatha-Yoga. Die Siegreiche Atmung (Ujjayi) dient als Leitfaden, um sicherzustellen, dass du in einem sicheren und effektiven Bereich praktizierst:

  • Bewusstsein: Wenn du deinen Atem bewusst wahrnimmst, kannst du erkennen, ob du dich unter- oder überanstrengst. Wenn du gleichmässig und frei atmen kannst, bist du wahrscheinlich in einer ausgeglichenen Position – weder eingefallen noch übermässig angespannt.

  • Verhinderung von Überlastung: Atem anhalten oder unregelmässig atmen kann darauf hinweisen, dass du zu stark drückst, was zu einer Stressreaktion oder einer Überlastung des Nervensystems führen kann. Dieser „Krisenmodus“ ist im Yoga unhilfreich, da er deine Fähigkeit, deinen Körper zu spüren, einschränkt.

  • Entspannung in der Anstrengung: Selbst in anspruchsvollen Posen wie Plank oder Krieger ermöglicht eine gleichmässige Siegreiche Atmung, in die Anstrengung zu entspannen, während du die Muskeln aktiv hältst, ohne sie zu versteifen.

Durch einen konstanten Atem bleibst du mit den Bedürfnissen deines Körpers verbunden und sorgst für eine sichere und bedeutungsvolle Praxis.


Häufige Verletzungen und wie man sie verhindert

Obwohl Yoga im Allgemeinen sicher ist, können bestimmte Verletzungen auftreten, insbesondere ohne direkte Aufsicht. Hier sind einige häufige Probleme und wie Selbstkorrektur helfen kann, sie zu vermeiden:

  • Überdehnung der Oberschenkelrückseiten: Überdehnung der Oberschenkelrückseiten, insbesondere an den Sehnenansätzen am Knochen, kann Schmerzen und Entzündungen verursachen, die Wochen anhalten. Nutze deinen Blick, um die Position in Posen wie der Vorwärtsbeuge zu überprüfen, und aktiviere deinen Rumpf, um kontrolliertes Dehnen zu unterstützen.

  • Belastung der Lendenwirbelsäule: Der untere Rücken ist anfällig, wenn der Rumpf (vorne, seitlich und hinten) nicht aktiviert ist. Vermeide in Übergängen wie dem Hochdrücken aus einer tiefen Position, in den unteren Rücken zu „hängen“. Berühre deine Rippen oder dein Becken, um Stabilität zu gewährleisten, und atme gleichmässig.

  • Schulterverletzungen: Überlastung der Schultern in Posen wie Chaturanga (tiefer Liegestütz) kann ein einschiessendes Schmerzgefühl verursachen. Überprüfe mit deinem Blick die Handstellung und achte darauf, dass deine Schultern nicht zu tief absinken, und atme gleichmässig, um Spannungen zu vermeiden.

  • Nackenbelastung: Das Forcieren von Posen wie der Schulterstand kann die Halswirbelsäule belasten. Nutze Berührung, um den Hinterkopf sanft anzuheben, und richte deinen Blick, um eine neutrale Nackenposition zu halten.

  • Überlastung der Handgelenke: Langes Gewichttragen in Posen wie dem Herabschauenden Hund ohne ausreichende Unterarmkraft kann die Handgelenke belasten. Beobachte deine Handstellung und verteile das Gewicht gleichmässig über die Finger.


Verletzungen entstehen oft durch individuelle Vorbelastungen oder kleine, über die Zeit angesammelte Probleme. Regelmässiges Yoga kann die Muskeln rund um die Gelenke stärken und die Beweglichkeit verbessern, was Beschwerden wie Rückenschmerzen lindern kann. Yoga ist jedoch kein Ersatz für medizinische Therapie. Wenn du scharfe, einschiessende oder elektrisierende Schmerzen oder Taubheitsgefühle spürst, höre sofort auf – dies sind Warnsignale. Leichtes Unbehagen über eine grössere Fläche kann Teil einer herausfordernden Praxis sein, aber intensive oder scharfe Empfindungen deuten darauf hin, dass du zu weit gehst. Bei bestehenden Verletzungen konsultiere einen Therapeuten, bevor du mit Yoga fortfährst.


Körperbewusstsein für eine sichere Praxis entwickeln

Der Schlüssel zur Verletzungsprävention liegt in der Entwicklung von Körperbewusstsein, das mit der Praxis immer feiner wird. Anfangs bemerkst du grössere Muster, wie die Position deiner Füsse oder Schulterspannung. Mit der Zeit wirst du feinere Empfindungen wahrnehmen, wie die Bewegung eines einzelnen Zehs oder eines kleinen Muskels. Dieses wachsende Bewusstsein ist lohnend und fördert eine tiefere Verbindung zu deinem Körper, die deine Praxis bereichert.


Mit deinem Blick, deiner Berührung und deinem Atem kannst du dich sicher korrigieren, auch ohne direkte Anleitung eines Lehrers. Diese Werkzeuge befähigen dich, Yoga achtsam zu praktizieren, Verletzungen zu vermeiden und gleichzeitig Kraft, Beweglichkeit und Widerstandsfähigkeit aufzubauen. Ich hoffe, diese Tipps unterstützen dich auf deiner Yoga-Reise zu Hause, sei es live über Zoom oder mit meinen YouTube-Aufzeichnungen.


Schau dir mein entsprechendes Video auf YouTube an (auf Englisch): https://youtu.be/WqmmIjIF8Qw?si=LHhKW7UEl0Zj6w0G


Namaste und auf eine sichere und erfüllende Praxis!


Schlüsselwörter: Atemzentriertes Hatha-Yoga, Selbstkorrektur, Verletzungsprävention, Online-Yoga, Yoga-Sicherheit, Siegreiche Atmung, Asana-Praxis, Yoga für Anfänger*innen, Yoga-Anpassungen, Sicherheit der Oberschenkelrückseiten, Gesundheit des unteren Rückens, Yoga in Zürich

 
 
bottom of page