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Hyperventilation: Ursachen, Funktionsweise und Therapie



Hyperventilation ist eine unphysiologische, vertiefte und beschleunigte Atmung, die zu einer Verminderung des Kohlenstoffdioxid-Gehalts in den Lungenbläschen und im Blut führt. Sie kann sowohl akut als auch chronisch auftreten.


Dieser Text entstand als Abschlussvortrag im Rahmen der Weiterbildung „Medizinische Grundlagen“. Ich weise darauf hin, dass ich keine medizinische Ausbildung habe und dieser Text trotz sorgfältiger Recherche keinen Anspruch auf vollständige Richtigkeit erhebt. Er darf nicht zur Diagnosestellung oder Therapie verwendet werden.


Ursachen der Hyperventilation

Hyperventilation kann durch verschiedene Faktoren ausgelöst werden, darunter:

  • Lungenerkrankungen

  • Schädel-Hirn-Trauma

  • Schlaganfall

  • Stress und Angstgefühle


Funktionsweise

Die Tiefe und Frequenz unserer Atmung werden unbewusst vom autonomen Nervensystem reguliert. Diese Regulation basiert auf der Messung des Kohlenstoffdioxid-Wertes (CO2) im Blut, nicht des Sauerstoff-Wertes. Wird diese Steuerung durch eine der genannten Ursachen gestört, atmet der Mensch mehr als nötig. Dadurch wird übermässig viel CO2 abgeatmet, und der CO2-Gehalt im Körper sinkt.


Rolle von CO2

Kohlenstoffdioxid wird oft als Abfallprodukt betrachtet, spielt jedoch eine zentrale Rolle bei der Regulation der Atmung. Die Funktionsweise ist komplex:

Wenn zum Beispiel ein Muskel für seine Arbeit mehr Energie benötigt, „bestellt“ das im Muskel vorhandene Kohlenstoffdioxid durch das autonome Nervensystem mehr Sauerstoff. Es ist sozusagen eine Lieferung auf Anfrage. In der Lunge wird Sauerstoff an Hämoglobin gebunden und über die Blutbahnen zum Muskel transportiert. Dort trennt der CO2 als „Scheidungsanwalt“ das O2-Molekül vom Hämoglobin. Wird durch schnelle, tiefe Atmung zu viel CO2 abgeatmet, fehlt es an CO2, um den Sauerstoff freizusetzen. Infolgedessen gelangt der Sauerstoff nicht zum Muskel, was die Sauerstoffversorgung beeinträchtigt.


Symptome der Hyperventilation

  • Gesteigerte Atemfrequenz: Diese führt zu einer Verengung der Blutgefässe, was Schwindel oder Panikgefühle verursachen kann.

  • Tetanie: Ein sinkender CO2-Gehalt im Blut erhöht den pH-Wert (das Blut wird basisch), was zu einer Hypokalzämie (verminderter Kalziumwert) führt. Dies macht die Muskeln leicht erregbar, was zu Verkrampfungen führt, bekannt als Tetanie („Pfötchenstellung“ der Hände, „Spitzfussstellung“ der Füsse).

  • Reaktion des limbischen Systems: Das limbische System im Gehirn interpretiert die Veränderung des pH-Wertes als Lebensgefahr und löst Angstgefühle aus.


Therapie

Bei physiologisch verursachter Hyperventilation

Die zugrunde liegende Ursache (z. B. Lungenerkrankung oder Trauma) muss behandelt werden.


Bei psychogener Hyperventilation

  • Den Patienten beruhigen.

  • Rückatmung fördern, z. B. mit einem Plastikbeutel. Die ausgeatmete Luft enthält wenig Sauerstoff, aber ausreichend CO2. Durch erneutes Einatmen dieser Luft kann der CO2-Gehalt im Blut wieder steigen und das Gleichgewicht hergestellt werden.


Bei chronischer Hyperventilation

  • Bewusst durch die Nase bei geschlossenem Mund atmen.

  • Langsamer und weniger atmen.

  • Vollständig ausatmen lernen.

  • Atemmuskulatur (Zwerchfell, Zwischenrippenmuskeln) durch Atemübungen stärken.

  • Den Körper gezielt durch Überatmung unter Stress setzen.


Überatmung als Therapie

Alle Atemmethoden, die Überatmung auslösen (z. B. Holotropes Atmen, Tummo-Atmung, die daraus abgeleitete Wim-Hof-Methode, Kapalabhati-Atmung oder andere Breathwork-Methoden), versetzen den Körper grundsätzlich in einen Hyperventilationszustand. Durch die verengten Blutgefässe des Gehirns und die Reaktion des limbischen Systems wird der Körper unter Stress gesetzt. Dies kann zu veränderten Bewusstseinszuständen führen, die bei einigen Breathwork-Methoden das gewünschte Ergebnis sind. Andere Methoden gehen davon aus, dass moderates Hervorrufen von Hyperventilationsstress die Widerstandsfähigkeit des Körpers steigert.



Quellen





 
 
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